Oktober 2025 – Was für eine grossartige Filmszene. Yul Brunner und Steve McQueen alias Chris und Vin reiten durch die Weiten der mexikanischen Steppe davon. Die Schlacht ist gewonnen, obwohl ihre Freunde dafür mit dem Leben bezahlen mussten. Die „Magnificent Seven“, die „Glorreichen Sieben“, gedreht 1960, Vorlage und Ideengeber für ein ganzes Genre, den Western – und Namensgeber für die Magnificent Seven an der Börse. Michael Hartnett von der Bank of America soll die Titulierung das erste Mal 2023 verwendet haben, um die herausragende Stellung sieben grosser Technologiekonzerne an der Wall Street zu unterstreichen; in alphabetischer Reihenfolge sind das Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.
Doch so schlüssig und sinnvoll die Bezeichnung „Magnificent Seven“ sich auch anhören mag, am Ende sind es eben sieben einzelne Unternehmen, die miteinander eigentlich nicht viel zu tun haben, und deren Auswahl in die Gruppe der „Glorreichen Sieben“ wohl auch mehr Zufall war. Hätte der damalige Film „Magnificent Eight“ geheissen, wäre nun sicher noch ein achtes Unternehmen am Start, vielleicht Broadcom oder Palantir, beide ebenfalls sehr erfolgreich, im realen Geschäftsleben wie an der Börse.
Was für die Magnificent Seven spricht
Doch das alles ändert wenig daran, dass die Magnificent Seven auch in der aktuellen Auswahl eine Erfolgsgeschichte sind. Und so wundert es nicht, dass sich die Papiere der Magnificent Seven in den zurückliegenden Monaten wieder kräftiger von ihren Korrekturtiefs aus dem ersten Halbjahr 2025 erholen konnten. Es scheint so, dass die noch zu Jahresbeginn dominierenden Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Techszene in den USA – hervorgerufen unter anderem durch die Einführung von Handelszöllen durch den US-Präsident Donald Trump – vielleicht nicht ganz verschwunden, aber in den Hintergrund getreten sind. Man schaut wieder auf die Fundamentaldaten, auf Wachstum, Gewinn und Umsatz, und die sprechen für die Magnificent Seven.
Ein „Schlüsselerlebnis“ waren dabei sicherlich die Zahlen für das zweite Quartal 2025. Die Magnificent Seven konnten hier zum Teil hervorragende Ergebnisse liefern. Microsoft etwa meldete einen Quartalsumsatz von über 76 Milliarden Dollar, was gegenüber dem Vorjahresquartal einem Plus von 18 Prozent entspricht. Dabei fällt insbesondere der Umsatzzuwachs von fast 40 Prozent im zukunftsträchtigen Cloud-Geschäft auf.
Insbesondere die gute Positionierung in Zukunftstechnologien wie Cloud und Künstliche Intelligenz treiben die Ergebnisse der Magnificent Seven also an. Die Kurserholung in den zurückliegenden Wochen ist nicht auf Sand gebaut, sondern beruht auf Fakten. Das lässt unter Umständen weitere Kurszuwächse erwarten.
Magnificent Seven – worauf zu achten ist
Nichtsdestotrotz, es muss dennoch festgehalten werden, dass die Magnificent Seven an der Börse hoch bewertet sind. So weist Microsoft für das kommende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis, das isoliert betrachtet zwar wenig Aussagekraft hat, dennoch zur Ersteinschätzung dienlich ist, von über 30 auf. Die Aktien sind damit nicht billig. Müssen sie auch nicht, solange sie Qualität, sprich gute Zahlen liefern, aber die Aussichten dürfen sich eben auch nicht eintrüben. Was passieren könnte, wenn es mal nicht so gut läuft, zeigt das Beispiel Tesla. Weil die Verkäufe beim E-Autobauer nicht rund laufen und die Konkurrenz nicht schläft, haben die Tesla-Aktien in der ersten Jahreshälfte nicht einfach nur korrigiert, wie andere Papiere aus den Magnificent Seven, sie haben sich halbiert. Zwar konnten auch sie zuletzt wieder zulegen, doch nach einem solchen Einbruch sollten sich Anleger schon die Frage stellen, wie es mit Tesla weitergehen könnte?
Daraus folgt, die Magnificent Seven sind eine Erfolgsgeschichte, ja, aber es wird auch klar, sie sind kein „Filmklassiker“ für die Ewigkeit. Nicht jedes Unternehmen aus der Gruppe der Magnificent Seven „muss“ auf Dauer gute Zahlen liefern. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen.