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Auf die Trendwende setzen

Noch ist die Stimmung in der heimischen Chemiebranche schlecht. Doch anderswo sieht es besser aus. Chemie als spekulative Depotbeimischung.

September 2023 - Der Chemiebranche in der Schweiz geht es nicht wirklich gut. Davon zeugen unter anderem die zurückliegenden Zahlen von Clariant. Der Spezialchemiekonzern senkte im Juli die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr deutlich. Für 2023 rechnet er nun mit einem Umsatz zwischen 4,55 und 4,65 Milliarden Franken. Zuvor hatte Clariant einen Umsatz von etwa fünf Milliarden Franken prognostiziert. Zur Begründung verweisen die Verantwortlichen auf das langsame Tempo der wirtschaftlichen Erholung der Weltkonjunktur, insbesondere Chinas, und auf den fortgesetzten Lagerabbau bei den Abnehmern, der für eine schwache Nachfrage sorgt. Zusätzliches Ungemach verursacht die Stärke des Schweizer Franken.
Eine Begründung, die sich wohl eins zu eins eins in vielen aktuellen Geschäftsberichten aus der Chemiebranche einsetzen lassen könnte. So meldete auch Ems-Chemie im Juli vergleichsweise schwache Zahlen. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um fast acht Prozent.

Die schlechten Ergebnisse überraschen nicht. Gilt die Chemiebranche doch als Frühindikator für die gesamte Wirtschaft. Und hier gibt es nun mal Probleme, wie unter anderem das Barometer der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, kurz KOF, zeigt. Dieses fiel im August wieder leicht und pendelte sich auf einem seit Mai zu beobachtenden unterdurchschnittlichen Niveau ein. Die Schweizer Wirtschaft stagniert, titelt das Staatssekretariat für Wirtschaft in einer aktuellen Pressemitteilung zur heimischen Konjunkturentwicklung. Nach einem Plus von 0,9 Prozent im Vorquartal sinkt das Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal auf null. Rückläufig entwickelt sich dabei insbesondere die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe mit einem Minus von 2,9 Prozent. Das Minus bei der chemisch-pharmazeutischen Industrie fällt mit einem Rückgang von 2,3 Prozent nicht ganz so kräftig, aber immer noch deutlich aus.

Auch in Deutschland kämpft die Chemiebranche mit Umsatzrückgängen. So etwa BASF, eines der führenden europäischen Chemieunternehmen. Lagen die bisherigen Umsatzprognosen für 2023 ohnehin schon unter den Vorjahreswerten, wurden sie jüngst vom Management noch einmal reduziert. Nur noch zwischen 73 und 76 Milliarden Euro wird das Unternehmen in diesem Jahr umsetzen können, so die Schätzung. Im Vorjahr waren es noch über 87 Milliarden Euro.
Kein Einzelfall, wie die Beobachtungen des deutschen Branchenverbandes VCI zeigen. Allein im ersten Halbjahr 2023, so die Chemieexperten, ist der Branchenumsatz um über elf Prozent eingebrochen. Ein Rückgang, der sich noch ausweiten könnte. Ende 2023, so der VCI, könnte beim Umsatz ein Minus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen sein. „Das Haus brennt“, kommentiert der VCI-Präsident Markus Steilemann die Lage am deutschen Chemiemarkt. Damit begegnet der Verbandschef auch Erwartungen, dass die Talsohle durchschritten ist.

Besserung auf globaler Ebene
Dabei zeichnet sich am Horizont durchaus eine Besserung für die Chemieindustrie ab, allerdings mehr auf globaler als auf heimischer Ebene. So rechnet der amerikanischen Branchenverband ACC zwar mit einem Rückgang bei der Produktion chemischer Produkte in den USA im diesem Jahr mit 1,6 Prozent, doch für das kommende Jahr schon wieder mit einem Zuwachs von 1,2 Prozent. Die USA sind mit einem Weltmarktanteil von elf Prozent immerhin der nach China zweitgrösste Chemieproduzent.

Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die US-Unternehmen zu kämpfen haben. So musste Dow, das nach Umsatz grösste Chemieunternehmen in den USA, im zweiten Quartal einen kräftigen Rückgang beim Umsatz vermelden. Dieser schrumpfte in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 11,4 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr rechnen Analysten bei Dow mit einem Umsatz von 44,5 Milliarden Dollar, nach knapp 57 Milliarden Dollar im Vorjahr. Also auch hier, wie bei den meisten Schweizer Unternehmen, ein kräftiger Rückgang. Dennoch, im Gegensatz zum heimischen Markt gibt es in den USA durchaus berechtigte Hoffnung auf eine Trendwende. So verweisen Beobachter darauf, dass durch die Wiederaufnahme einiger Grossprojekte in der US-Schieferöl- und -gasindustrie dem Preisanstieg bei fossilen Brennstoffen entgegengewirkt werden kann. Strom wird damit billiger, was der Chemieindustrie als energieintensiver Branche hilft. Zudem kurbeln verschiedene Förderpakete wie der Infrastructure Investment and Jobs Act von November 2021 und der Inflation Reduction Act auch die Nachfrage nach chemischen Produkten an.

China als Impulsgeber
Unter dem Strich könnte sich also die Hoffnung darauf, dass die Talsohle in der chemischen Produktion im laufenden Jahr durchschritten wird, in den USA bewahrheiten. Ähnliches erwarten Beobachter aber auch für China, weltgrösster Chemieproduzent. Im Zeitraum Januar bis Mai 2023 legte in dem Land die Produktion von chemischen Erzeugnissen gegenüber dem Vorjahr laut dem Word Chemistry Report vom VCI immerhin um 6,8 Prozent zu. Das ist ordentlich und in den Augen vieler Experten ein Impulsgeber für die globale Chemieindustrie. China ist nämlich auch weltweit grösster Importeur von chemischen Erzeugnissen.

Die Trendwende in der Schweizer Chemiebranche lässt auf sich warten. Die heimische Konjunktur wankt. Doch weil es woanders besser aussieht, könnte das auch den Schweizer Unternehmen helfen. So wie die Chemiebranche als Frühindikator für die Konjunktur agiert, so könnten auch Anleger mit entsprechenden Investments auf eine Trendwende setzen. Das ist reichlich spekulativ, keine Frage und daher nur als Depotbeimischung ratsam. Denn eine Trendwende kann, muss aber nicht kommen. Für ein Investment bieten sich unter anderem Produkte auf die Schweizer Unternehmen Clariant, Ems-Chemie und Givaudan an. In Deutschland sind vor allem Wacker Chemie, BASF und Bayer interessant.

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